Ich liebe Wissen, Neues Verstehen, Erklären und Unterrichten.
Diese Dinge hängen so eng zusammen, dass sie für mich eigentlich gar nicht richtig getrennt existieren. Ich kann nicht einfach nur „Wissen“, ohne es zu verstehen. Und ich kann nicht wirklich „verstehen“, ohne es zu erklären. Und genau das passiert, wenn ich unterrichte: Ich durchdenke viele Dinge oft neu während des Erklärens, ich setze sie in einen größeren Kontext, um sie für mich (und andere) greifbar zu machen. Frei nach dem Motto: „Woher soll ich wissen, was ich denke, bevor ich höre, was ich sage?“
Und genau deshalb liebe ich es, Wissen weiterzugeben. Weil ich selbst so viel dabei lerne.
Lernen als Dialog
Allein im stillen Kämmerlein kann man viel nachdenken, ja. Aber der Austausch mit anderen – das ist der Moment, in dem Wissen lebendig wird und neue Perspektiven entstehen. Ob mit Menschen oder mit Pferden, es ist immer ein Dialog.
Im Unterricht steigert sich das Ganze noch einmal – es wird zu einem Trialog. Denn dann sind da nicht nur zwei Gesprächspartner, sondern drei: der Reiter, das Pferd und ich. Und genau das ist einer der wichtigsten Gründe, warum ich unterrichte. Mir geht es nicht nur darum, theoretisches Wissen zu vermitteln, sondern spürbar zu machen. Ich bringe gerne alle Komponenten zusammen: Wissen, Fühlen, Sehen – und daraus folgend dann Verstehen!
Durch Bewegungen zu sehen, zu fühlen, sich immer wieder bewusst machen: Wie verändert sich das, wenn ich eine Kleinigkeit anpasse? Wie reagiert das Pferd? Und vor allem: Wie fühlt es sich an? Ich verstehe mich als Vermittlerin, die hilft, all diese Informationen zusammenzuführen und bewusst zu machen.
Jedes Pferd, jeder Mensch, jeder Moment ist anders
Ich beginne eigentlich am liebsten in der Bodenarbeit. Ich freue mich, wenn ich die Chance habe einen Menschen mit seinem Pferd zunächst am Boden zu beobachten. Unterschiedliche Pferde bewegen sich schon aufgrund ihres Körperbaus ganz unterschiedlich – ein Spanier ist anders gebaut als ein Kaltblut ist anders gebaut als ein Warmblut – und auch ihr Charakter spielt eine Rolle. Wenn dann noch der Mensch dazu kommt, beginnt das spannende Puzzle: Welche Muster kommen vom Pferd, welche vom Menschen? Wer beeinflusst wen? Pferde nehmen Körpersprache viel deutlicher wahr als wir Menschen. Sie sehen, wo die Schulter ist, wohin der Blick geht, ob eine Bewegung flüssig oder verkrampft ist.
Gleichzeitig sind sie aber auch in die Situation involviert. Die ursprünglichsten Reaktionen sieht man bei Jungpferden – aber mit der Zeit passt sich ein Pferd an seinen Menschen an. Je älter es wird, desto mehr überschreibt Erfahrung das Instinktive. Und wenn Pferd und Reiter über Jahre hinweg ein eingespieltes Team sind, kann das so fein werden, dass der Mensch kaum sichtbar eine Bewegung andeutet – und das Pferd weiß, was gemeint ist.
Manchmal sieht das von außen total absurd aus, weil es für Außenstehende keinen Sinn ergibt. Aber genau das ist das Faszinierende: eine eigene, gewachsene Sprache zwischen Pferd und Mensch.
Fehler als Lernmomente, als Chancen
Man muss sich trauen, Dinge einfach mal auszuprobieren. Vielleicht ist es in dem Moment nicht ideal – aber genau das ist der Weg zum besseren Verstehen. Pferde nehmen uns Fehler übrigens nicht übel. Sie sind erstaunlich geduldig, solange sie merken, dass wir es nicht absichtlich falsch machen. Und ich bin mir ziemlich sicher: Sie wissen, wann wir uns Mühe geben.
Lernen ist ein Prozess. Und dieser Prozess ist nie zu Ende. Genau das macht es so spannend. Aber das heißt nicht, dass alles immer „perfekt“ sein muss. Überhaupt nicht. Es geht nicht darum, alles richtig zu machen – sondern darum, es besser zu machen als vorher.
Pferde lesen uns besser, als wir denken
Pferde sind verflucht gut darin, unsere Körpersprache zu lesen. Sie checken, wie wir stehen, wie wir uns bewegen, wohin unser Blick geht – und sie interpretieren das alles in Sekundenschnelle. Und trotzdem machen sie oft einfach mit. Sie sind nett. Wenn wir halbwegs verständlich erklären, was wir wollen, dann tun sie es. Vielleicht nicht perfekt, aber ausreichend gut.
Aber: Es geht noch besser.
Ich habe das sowohl im Unterricht als auch beim Behandeln immer wieder gemerkt. Wenn ich ein Pferd osteopathisch behandle, dann kann ich nicht einfach irgendwie dastehen. Wenn ich mit hängenden Schultern und krummer Haltung arbeite, dann bekomme ich auch kein Pferd, das den Rücken hebt. Ich muss selbst physiologisch richtig stehen, um das Beste aus der Behandlung herauszuholen.
Und genau dasselbe gilt im Unterricht. Je näher ich am Pferd bin, desto wichtiger ist es, dass nicht nur der Mensch, der mit dem Pferd arbeitet, seine Haltung bewusst einsetzt, sondern auch ich als Trainerin. Pferde nehmen auch meine Körpersprache wahr – meine Spannung, meine Bewegungen, meinen Stand. Wenn ich selbst fest bin, überträgt sich das. Wenn ich loslasse, kann das Pferd loslassen. Meine Haltung beeinflusst die gesamte Dynamik zwischen Pferd und Reiter. Ich bin nicht nur Beobachterin, sondern Teil des Prozesses. So simpel – und doch so entscheidend.

